Im Jahre 1898 kam Wilhelm Fischer als Hilfslehrer, Mesner, Organist und Chorregent nach Obergrainau. Zusammen mit dem Schulbenefizianten Franz-Xaver Wohlschläger verbrachte man viele Abende und sprach dabei öfters über Musik. Dabei bedauerte Wohlschläger insbesondere, dass es – anders als in anderen Orten – keine Blasmusik gebe. Aus Erzählungen wusste man, dass bereits in den 80er Jahren eine Musikkapelle bestanden habe, die jedoch aus Mangel an Nachwuchskräften aufgelöst wurde. So beschloss man eine Blaskapelle aufzubauen. UeberC2Wohlschläger und Fischer gingen auf die Suche, um junge Grainauer Burschen für die Blasmusik zu gewinnen. Es gelang ihnen bis Herbst 1899 elf junge Männer zu finden. Die Instrumente wurden von wohlhabenden Grainauer Bürgern bezahlt. Wilhelm Fischer übernahm die musikalische Ausbildung und Leitung der Grainauer Blasmusik. Der erste öffentliche Auftritt fand dann am 2.Dezember 1900 am Vorabend zum Namenstag des Benefizianten Wohlschläger statt. Ihm zu Ehren spielte man ein Ständchen.

Das war die Geburtsstunde der Musikkapelle Grainau.

Die nun gegründete Blasmusik hatte schnell die Gelegenheit ihr Können unter Beweis zu stellen, z.B. Tanzveranstaltungen, Feiern des Veteranenvereins, sowie bei Auftritten am Badersee und Eibsee. Leider musste Wilhelm Fischer im Jahre 1903 Grainau beruflich verlassen. Sein Weggang hatte jedoch keine negativen Folgen für die Musikkapelle. Bäckermeister Andreas Reiser aus Ettal kam nach Untergrainau, wo er einen Besitz erworben hatte. Er war ein hervorragender Bläser und führte die Blaskapelle weiter. Er verstand es auch junge Burschen in der Musik auszubilden. Anzuführen ist noch, dass es damals keinen Dirigenten im eigentlichen Sinne gab, sondern lediglich einen Musikführer, der den Takt und den Einsatz gab. Über die nächsten Jahre weis man eigentlich sehr wenig, da eine Chronik aus dieser Zeit nicht vorhanden ist. Diese gibt es erst seit 1936. UeberC5Man weiß jedoch, dass ein Mann namens Edi Reiser, die Grainauer Musikkapelle nach den Schrecken des 1.Weltkrieges im Jahre 1923 wieder aufgebaut hat. Im gelang es das Ansehen der Musik zu fördern. Ob bei Hochzeiten Parkfesten, bei den Kurkonzerten oder bei Musikantenwettstreiten und vielen anderen Veranstaltungen, die Blaskapelle war aus dem örtlichen Kulturleben nicht mehr wegzudenken.

Der 2.Weltkrieg riss erneut Lücken in die Reihen der Musikanten. Am 5.Dezember 1945, also wenige Monate nach Ende des Weltkrieges, trafen sich die alten Musiker auf Initiative von Jakob Schäffler im Schulhaus, um zu beratschlagen, wie es mit der Musikkapelle weitergehen solle. Und man machte weiter! Kein anderer als Edi Reiser war geeigneter dafür, mit Eifer und Tatendrang daranzugehen, die Musik erneut aufzubauen. Bereits im Jahre 1947 hatte die Kapelle 21 aktive Mitglieder. Mit seinem Tod am 20.Dezember 1957 verlor die Musikkapelle Grainau sein wohl verdientestes Mitglied. UeberC6Ein Marsch auf unserer Platte, zeugt heute noch von seinem hohen musikalischen Können. Überwiegend bei örtlichen, kulturellen Veranstaltungen, insbesondere bei Heimatabenden, Parkfesten und Konzerten auf den Dorfplätzen von Ober- und Untergrainau spielte man zur Unterhaltung der einheimischen Bevölkerung und der zahlreichen Kurgäste auf. Im Jahre 1967 errichtete die Gemeinde Grainau einen Musikpavillon mit Wandelhalle. Seit dieser Zeit finden alljährlich in den Sommermonaten wöchentlich 2 Konzerte statt. Die Musikkapelle Grainau ist aber auch weit über ihre Heimat hinaus bekannt. So traten wir dabei überwiegend im nördlichen Raum Deutschlands auf, u.a. auch beim Sommerfest des Bundespresseamts in Bonn, wo selbst Bundeskanzler Helmut Kohl einen Marsch dirigierte. Unvergessen bleibt auch für alle Beteiligten, die Teilnahme beim Lavendelfest in Dinge/Südfrankreich im Jahre 1967, wo zahlreiche internationale Blaskapellen auftraten.

Zum Schluss dieser Kurzchronik sind verschiedene Musikanten besonders hervorzuheben:

Im Jahre 1961 kam Georg Angerer zur Musikkapelle. Er dirigierte die Kapelle 17 Jahre lang mit großem Eifer und steigerte das musikalische Können auf ein hohes Niveau.

Nachdem Georg Angerer den Taktstock weglegte, übernahm 1979 Hr. Rudolf Reisek die musikalische Leitung, die er bis Ende 1995 innehatte.

Vom Frühjahr 1996 bis Herbst 2007 oblag die musikalische Verantwortung Edi Schönach. Unter Schönach wurde besonders die Jugendarbeit vorangetrieben und der Mitgliederstand überschritt erstmals in der Geschichte der Musikkapelle die 40ziger Marke.

Ein Jahr leitete Andreas Güntsch die Musikkapelle, bevor dieser den Taktstock 2008 an seinen Nachfolger Leszek Zebura überreichte. 2010, im Jahre des 110. jährigen Bestehens der Musikkapelle Grainau, wurde im Musikpavillon das 1500. Kurkonzert gespielt.

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